Achtung – hier kommt ein sehr langer Bericht: wem eine Ultra-Kurzfassung lieber ist: Wir waren auf Reisen. Auf dem Schiff. Mit Oma und Opa. Im Mittelmeer. Und dann sind wir wieder heimgefahren. Und aus.
Die Krümelfamilie mit den gar nicht mehr so kleinen Krümeln hat mal wieder eine Reise gemacht, von der ich gerne erzählen will. Es kam nämlich so: Oma und Opa Krümel (so wurdet ihr noch nie genannt, stimmt’s?) hatten die wunderbare Idee, dass wir reisend gemeinsam Zeit verbringen könnten und sie haben uns diese Reise auch noch ermöglicht.
Ganz knapp vorher, quasi Last Minute, ziemlich genau 10 Monate vorher, wurde also gebucht und sicherheitshalber im Kalender vermerkt – nicht, dass mann/frau/kind einen anderen Termin einträgt….
Das Spezielle an dieser Reise war natürlich zum Einen die Anwesenheit von Oma und Opa und zum Anderen unser Reise-Gefährt: eine kleine Nuss-Schale haben wir uns ausgesucht, gerade so groß, dass wir 6, weitere 2.500 Passagiere und die Crew von rund 1000 Mann darauf Platz hatten.
Nun liegt so ein Schiff leider nicht im Inzinger Hafen vertäut, sondern in Genua, weshalb wir auch eine überraschend kurzweilige, überschaubare Autofahrt bei Schneefall, Regen, Sonnenschein mit unsagbar braven, langstreckenerprobten Kindern in unserem blauen Flitzer machen durften. Zugegeben, je näher wir an Genua dran waren, desto öfter mussten wir bei den Raststätten stehen bleiben und diese auf die Funktionstüchtigkeit ihrer Toiletten überprüfen. Aber irgendwann durften auch wir abfahren und ein paar Kreisverkehre später standen wir vor unserem Hotel (mit Parkservice, Junior-Suite-Upgrade und Löcherlift). Das Wetter am Anreisetag sah eher nach Indoor-Aktivität als nach langem Sonnenspaziergang mit Gelato aus, also haben wir unsere Regenjacken gezückt und sind mit den Kameras bewaffnet ins Aquarium gewandert. Die späte Eintrittsstunde (16 Uhr) hat uns vor Menschenmengen bewahrt und wir hatten genügend Zeit die Fischwelt zu bestaunen. Zwei Stunden später hat auch unsere Reise-Begleitung im Hotel eingecheckt und wir haben uns für ein dringend benötigtes Abendessen verabredet. Rasch waren die hungrigen Bäuche mit Grissini, Pizza und Pasta gefüllt, und dem letzten Tagesziel stand nichts mehr im Wege: schlafen.
Beim stattlichen Frühstück im Oma-Opa-Hotel wurde der Halbtagesplan bis zur Einschiffung geschmiedet: Auschecken, Auto und Gepäck noch im Hotel geparkt lassen und einen Bummel durch Genua machen. Nachdem wir unser Auto wieder zurück bekommen haben, mussten wir nur mehr zum Parkhaus am Hafen zu finden – das klappte auch schon im zweiten Anlauf. Und von da an lief alles wie am Schnürchen. Die Unterlagen und die Reisepässe wurden einige Male kontrolliert, das Handgepäck durchleuchtet, den Check-in haben wir gar nicht richtig mitbekommen und plötzlich stehen wir schon am Schiff und werden von einem winkenden Lego-Männchen, das nur der müde, aber neugierige Laurin begrüßt, willkommen geheißen. Die Kinder werden mit besonderen Armbändern versorgt und dann dürfen wir auch schon das richtige Deck und unsere Kabinen auf-suchen. Die Balkonkabine ist der Hit – vor allem, weil ja direkt nebenan Oma und Opa wohnen und die Kinder ab sofort gefühlte Einmillionenmale zwischen unseren beiden Wohnungen (wie Laurin sie liebevoll nett) hin- und her wechseln.
Kurz vor dem Ablegen findet noch die schlecht durchgeführte See-Not-Übung statt. Laurin hätte sich am liebsten noch länger um die Rettungswesten der Kinder, die extra bereit gelegt wurden, gekümmert. Um 18 Uhr legen wir dann ab und verlassen Genua. Unser Ziel: Ajaccio auf Korsika. Während der Kapitän nun sein Böötchen steuert, gehen wir zum Abendessen. Wir speisen sehr gut und Flora erbettelt sich dann das Abendprogramm im Theater auf Deck 6. Während Flora dem Programm lauscht und über die akrobatischen Kunststücke staunt, genießt Laurin sein Abendflaschi mit Blick aufs leicht schaukelnde Meer im Sonnenuntergang bei dezent geöffneter Balkontür. (Wer immer schon mal wissen wollte, wie es sich anfühlt, als Baby/Kleinkind im Kinderwagen eingemümmelt spazieren gefahren zu werden – ich denke, so muss es sein. Herrlich.) Dieser abendliche Ablauf wird auch in den kommenden Tagen beibehalten werden.
Guten Morgen, Korsika! Bevor wir durch Ajaccio bummeln, ist erstmal frühstücken angesagt. Bisher dachten wir ja, wir sind – abgesehen vom Kapitän – die Einzigen am Schiff. Dieser fromme Gedanke wurde schnell zunichte gemacht. Massen von Menschen, die blöderweise alle gleichzeitig Frühstückshunger haben (oder beim Andocken in Korsika zugeschaut haben und dann schnell was essen wollten, so wie wir), sitzen im Restaurant, besetzen Tische und plündern das Buffet. (Nein, ihr müsst euch nicht sorgen, das Essen ging uns nie aus.) Im Gänsemarsch arbeiten wir uns fast 1x rund ums Buffet, bis wir einen 6er-Tisch finden, den wir so schnell nicht wieder aufgeben. Dann stürzen wir uns ins Getümmel und balancieren Berge an Salami, Käse, Oliven, Butter, Brot, Croissants, frischen Früchten, Joghurt etc. zu unserem Tisch. Noch einen Kaffee dazu, etwas Wasser und Säfte, und wir sind zufrieden.
Das Wetter ist wunderbar (blau, sonnig, windig, nicht zu warm, aber angenehm) und wir bummeln ein bisschen durch Ajaccio. Hier ein Andenkenladen, dort ein Park, hier eine Kirche und dort: Sandstrand!!! Der frische Wind und die Strumpfhose (und vermutlich auch die argumentierende Oma) halten Flora davon ab, barfuß über den Strand zu laufen, stattdessen suchen wir ein Café für einen ortsüblichen Kaffee und Getränke für die Kinder (und gratis wlan). Während Opa, der Papi und Flora wieder Richtung Schiff unterwegs sind, bummeln Oma, Laurin und ich noch über den Markt und wir würden uns am liebsten in die kulinarische Vielfalt stürzen. Wir befinden uns im olfaktorischen Paradies, leider dürfen wir nix mit an Bord nehmen (dabei schmecken der Käse, die Oliven, der Hummus, der eingelegte Knoblauch… mit Sicherheit himmlisch).
Zurück an Bord rasten wir erstmal ein Stündchen, bevor wir uns ein Plätzchen in der Nähe des Pools schnappen und Cocktails schlürfen bzw. hingebungsvoll Schokoladeeis löffeln. Und so kommt es, dass wir zum Abendessen nicht so sehr hungrig sind. Der Kapitän nimmt einstweilen Kurs auf unser nächstes Ziel, wir sehen der Sonne beim Untergehen zu, besuchen eine interessante Variante von „Romeo und Julia“ im Theater und landen sehr spät in unseren Kajütten. Macht nix, denken wir uns. Wir haben Urlaub und können ausschlafen.
Guten Morgen, Marseille! Wer lange aufbleibt, steht auch früh auf, dachten sich die Kinderlein. Vor halb sieben sind beide also bereit, um über die Balkontür Oma und Opa „guten Morgen“ zu wünschen. (Die Geduld von Oma und Opa ist übrigens engelsgleich, egal, wann und wie oft die beiden Seefahrer in Ausbildung teilweise im Minutentakt von unserer Wohnung in die Nachbarwohnung wandern.) Heute brauchen wir den Shuttlebus, denn unser Schiffchen hat den äußersten Ankerplatz ausgefasst und zu Fuß ist es dann doch zu weit ins Touristenzentrum von Marseille.
Wir frühstücken, packen einen Rucksack und machen uns auf den Weg zum Shuttlebus, der – es scheint – nur noch auf uns gewartet hat, um loszufahren. Ohne Zeitverzögerung landen wir in der Nähe des alten Hafens von Marseille, von wo aus ein niedliches Touristenbähnchen gegen etwas Geld eine feine Rundfahrt macht. In 5 Sprachen werden uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten erklärt. Der Höhe-Punkt der Rundfahrt ist bei „Notre Dame de la Grande“, hoch über Marseille. Auf dem Weg hinauf sind Flora und Laurin eingeschlafen, oben werden wir fast vom Wind verblasen – hui, da flattern die Haare im Mistral. Oma und Flora suchen Windschutz im Andenkenladen, der Rest genießt sehr kurz den Ausblick, bevor wir uns entscheiden, uns nicht am Sonntag mit den ganzen anderen Touristen in eine Schlange zu stellen, um die beeindruckende Kirche auch von innen gesehen zu haben, sondern doch wieder bergab zu fahren. Hui, erst beim Bergabfahren stellen wir fest, wie steil es hier runter geht! Es gelingt uns nicht ganz, ein gemütliches Cafe für ein ortsübliches Heißgetränk zu finden; wir beschließen, dies in ein paar Jährchen zu wiederholen. Und dann geht es – am Riesenrad, am wunderschönen Karussell vorbei und durch den kleinen Markt hindurch – schon wieder zurück aufs Schiff, die Cocktails warten auf uns.
Während wir unsere Cocktails schlürfen, schippert noch das eine oder andere Schiff, das ebenfalls hier Station machte, an uns vorbei. Auch ein Schwesterschiff unserer Nuss-Schale, und wie es sich so gehört unter Geschwistern: man begrüßt sich, in unserem Fall hupend. Darauf haben wir schon die ganze Reise gewartet. Wie toll das klingt! Unser Abendprogramm besteht wieder aus „beim Auslaufen zuschauen, abendessen gehen, ab ins Theater auf Deck 6, Taschen packen (das ist neu) und vor die Tür stellen, denn morgen gehen wir schon wieder von Bord. Opa ist so nett und passt für fast eine Stunde auf den schlafenden Laurin auf, damit der Papi und ich einen gemeinsamen Cocktail in der überschaubar gefüllten Bar schlürfen können.
Guten Morgen, Genua! Gut eine Stunde früher als geplant legen wir bereits in Genua an. Oma und Opa sind viel schneller beim Ausziehen aus der Kabine und besetzen freundlicherweise einen Frühstückstisch für uns alle. Inzwischen trödeln alle ein bisschen rum beim Anziehen und Restpacken, doch wir verlassen die Kabine noch vor 8 Uhr morgens. Unser Frühstückstisch liegt exakt über den fleißig arbeitenden Gabelstaplern und somit ist Laurin schon für eine gute dreiviertel Stunde beschäftigt. Wir haben Übung im Frühstücken und lassen uns Zeit, finales aus-checken ist für unseren Bereich erst um 9.55 Uhr geplant. Also sitzen wir noch in der Tiger-Bar, trinken einen letzten Kaffee und Saft, bevor uns eine auffällig bärtige Ballerina mit blauer Lockenperücke, silbernen Leggins und dazu passendem Shirt inkl. blauem Pompon das OK zum Verlassen des Schiffes gibt. Das Verlassen des Schiffes klappt gleich schnell wie das Einchecken, schon stehen wir in der Abholhalle und verabschieden uns von unserer Reisebegleitung, die mit dem Zug nach Hause fährt. Wir vier bekommen den Schlüssel für unser Auto wieder, der beste Papi aller Zeiten muss auch nur kurz durch den strömenden Regen laufen, bevor wir ins unversehrte Auto einsteigen können.
Auf der Heimreise erleben wir eine ähnliche Wettervielfalt wie bei der Anreise, die Kinder sind wieder sehr brav und geduldig, selbst bei dem 8km-Stau zwischen Bozen süd und Bozen nord. Wir machen eine ausgedehnte Füße-ausschüttelnundstrecken-Hunger-Durst-Klo-Pause, stecken den DVD-Player an und haben eine gute Heimfahrt. Müde, zufrieden, mit viel Gepäck und einer gefühlten Trilliarde von Fotos kommen wir zuhause an. Und so richtig haben wir noch nicht realisiert, was wir in den letzten Tagen alles erlebt und gesehen haben.