Auf Entzug

500 Kilometer sind eine ganz schön lange Strecke. Gefühlt mindestens doppelt so lang werden sie, wenn der heiß geliebte Schlafe-Lulli nicht da ist und ein Ersatz erst zuhause wartet.

Am Wochenende waren wir Gast bei der Hochzeit der Krümelpapacousine. Am anderen Ende Österreichs wurde in ganz feinem Rahmen das Ja-Wort gesprochen. Dass die junge Dame ein wilder Partygast ist, der bis in die späten Abendstunden feiert, braucht nicht eigens erwähnt zu werden. Glücklicherweise war auch die folgende Nacht recht ruhig, der Morgen begann ausgeschlafen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir den Lulli das letzte Mal gesehen. Dieser Lulli und seine unglaubliche Wichtigkeit sollte uns erst einige Stunden später bewusst werden.

Nach dem Frühstück wurde alles gepackt und verschnürt, das Reisegitterbett verstaut, der Buggy im Wagen verzurrt. Es kann losgehen. Doch wo ist der Lulli? Ja, wo ist er denn? Die letzte bestätigte Sichtung war kurz nach dem Aufstehen unter der jungen Dame Kopf. Und dann? Mama und Papa sind sich einig, dass er seit dem nicht mehr gesichtet wurde. Das Gepäck wird nochmals komplett ausgepackt, das Auto ausgeräumt, einzig der Lulli bleibt verschwunden.

Gut, es muss ohne gehen. Wir starten zuerst zur Tanke. Billig tanken im Osten und eventuell einen Lulli kaufen. Doch den gibt es dort nicht. Hmmm…..

Die Reise beginnt. Zitat Krümel: „Lulli.“ „Lulli, bitteee.“ „Bitteeeee! Lulli!!!!!!!“

Nach kurzer Zeit ist der jungen Dame klar, was Mama und Papa schon längst fix wissen: Es gibt keinen Lulli und es wird ihn auf den nächsten 487 Kilometern auch nicht geben!

Zwei Tankstellen später und nach der ersten Autobahnraststätte wissen auch Mama und Papa mit absoluter Sicherheit, dass auf den Inventarlisten der Tankstellenbetreiber keine Lullis stehen. Oje.

Knapp 30 Kilometer dauert der Jammerkampf um den Lulli, dann siegt die Schwerkraft der Augenlider und die nächsten 200 Kilometer herrscht Friede im Traumland.

Ich denke im Austausch mit Gleichaltrigen gilt die Meinung: Wenn der Lulli einmal konsequent nicht mehr gegeben wird, ist es aus. Das wars. Die Lullizeit ist finito! Ein wichtiger Schritt im Leben eines Kleinkindes ist dann beendet. Eine Horrorgeschichte für die Lullifreaks in den Krabbelstuben.

Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist der Blick der jungen Dame unbeschreiblich, als sie am Abend schließlich doch noch den Backup-Lulli zum Schlafen gehen bekommt. Das freudvolle: „Ohhh…. Lulli!“ kommt von tiefstem Herzen. Weihnachten, Geburtstag und Ostern sind in diesem Moment vereint.

Und die Lektion für Mama und Papa: Es wird im Auto künftig neben Pannendreieck, Medizinkästchen und Warnweste auch einen Ersatzlulli geben.

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